Das Helfersyndrom
Ihr Lieben,
heute möchte ich etwas schreiben zum Thema Helfersyndrom. Diesem Gedankenmuster war ich lange Zeit ausgeliefert und ich fand es erst kürzlich in neuem Gewand wieder.
Was ist das Helfersyndrom?
Es ist eine Handlungskette, die letztlich durch Taten Aufmerksamkeit und damit Anerkennung und Liebe bei anderen Menschen hervorrufen soll. Wir sind hilfsbereit, fahren alle möglichen Leute von A nach B, holen C in D ab und bringen ihn nach E, transportieren Möbel, leihen Geld, unser Eigentum und uns selbst aus. Und, und das ist Merkmal des Helfersyndroms, wir tun dies nicht, weil wir gefragt werden. Sondern wir tun dies aus freien Stücken und bieten uns an. Wir organisieren sozusagen anderer Menschen Leben imdem wir eingreifen, nicht nur sagen, was wir wie anders oder besser machen können sondern dies auch gleich tun und dann dafür Anerkennung erwarten. Weil wir ja so nett sind! Und wenn diese dann ausbleibt, sind wir enttäuscht!
Nun, ich denke, diese Form des Helfersyndroms kennen wir alle recht gut. Ich durfte noch einige weitere Formen des Helfersyndroms kennenlernen.
Als ich begann, mich zu entwickeln, begann ich auf einmal zu sehen, wie andere Menschen leben. Wo ihre Blockaden sind, wo sie sich tief verstrickt haben. Und ich begann ihnen zu sagen, wo es nach meiner Meinung nach klemmt. Was sie tun müssen, um sich zu befreien. Ich tat dies wiederum, um auf mich aufmerksam zu machen. Um Anerkennung zu bekommen. Und ich bekam das Gegenteil. Niemand wollte das hören, was ich sprach, ganz im Gegenteil, ich erntete Ablehnung, Unverständnis. Und lernte, das jeder sich sein eigenes Drama geschaffen hat und aus diesem auch selbst wieder herausfinden muß. Er, der Mensch, muss selbst erkennen, was er geschaffen hat und hinauswollen. Und ob er hinauswill, dies kann ich nicht dadurch erwirken, dass ich ihm sage, in welch tollem Drama er steckt. Oh nein, die meisten werden es nicht mal sehen ...
Und so hörte ich auf, zu beurteilen, so gut ich dies vermochte. Und ich hörte auf, anderen Ratschläge zu geben, ohne dass diese mich fragten. Dachte ich. Zumindest bei allen Menschen, denen ich nicht in tiefer Freundschaft verbunden bin, gelang mir dies ganz gut.
Eine ganze Weile später kam das Helfersyndrom erneut zu mir, lächel, es trat erneut in Erscheinung. Eine liebe Freundin gibt regelmäßig Kurse, mit mäßigem Erfolg. Nicht weil sie so schlecht ist, weit gefehlt, es weiß niemand von den Kursen, da sie kaum Werbung macht. Nun riet ich ihr viele Male, bestimmte Wege einzuschlagen, um Erfolg zu haben und erlebte, live und in Farbe, wie sie andere Wege beschritt, meinen Rat missachtete. Ärger wollte in mir aufsteigen, doch ich fing mich. Hier war es wieder, das kleine Helferlein in anderer Form. Auch hier wollte ich wieder bekehren, ohne gefragt zu sein. Und damit schuf ich eine Erwartung, die nicht erfüllt wurde, bekam nicht meine ach so geliebte Anerkennung von außen, fühlte mich wieder abgewertet und wachte auf ... und dankte im Geiste der lieben Freundin.
Indem ich anderen vorgebe, was sie zu tun haben, missachte ich deren Recht auf eigenes Lernen und Verstehen, ich urteile über sie und erschaffe mir damit mein eigenes Drama. Erst wenn ich um Rat gefragt werde, ist mein Gegenüber auch bereit, meine Ideen anzunehmen.
Und passenderweise erhielt ich heute von Shiva folgende Durchsage:
und liebe die menschen
so wie sie sind
versuche nicht
diese zu ändern
und auch nicht
sie zu einem besseren zu bewegen
sie sind wie sie sind
und sehe stets
das göttliche in ihnen
den göttlichen kern
so wie er ist, auch wenn er noch nicht
zum vorschein, zur reife erlangt ist
...
richte also dein augenmerk
ganz bewusst auf dich
nicht auf andere
lasse sie so wie sie sind
...
[Shiva]