Zu früh oder zu spät?
Mittag. Endlich. Den ganzen Vormittag hatte ich schon darauf hin gefiebert, mein Magen sprach Bände seit etwa 10 Uhr und drängte mich endlich aufzubrechen. Ich treffe mich mittags meist mit einem guten Freund zum Essen, immer um die gleiche Zeit. Heute war ich fast pünktlich, als ich Viertel nach Elf in mein Auto stieg und losfuhr. Normalerweise fahre ich eine Viertelstunde und bin dann genau um halb zwölf beim Essen. Normalerweise. Als ich die Jacke anzog, klingelte das Telefon. Ich rief meinen Mitarbeitern zu "ich bin nicht mehr da" und ging.
Das "Un"Glück begann mit dem Blick in den Rückspiegel vor dem Ausparken als ein LKW direkt neben mir hielt. Ich hörte eine Tür schlagen und Schritte. Und ich saß im Auto und kam nicht raus aus der Parklücke. Es brauchte ein Weilchen, auf der Beifahrerseite auszusteigen, den Fahrer aus dem nahen Cafe zu holen und zu nötigen, den LKW wegzufahren. Nur mühsam konnte ich meine Wut dämpfen, als ich endlich losfahren konnte. Der Weg zum Essen führt mich eine lange Dorfstraße entlangt, über eine Abzweigung in den nächsten Ort. Wer beschreibt mein verblüfftes Gesicht, als ich keine 500 Meter weiter auf Höhe unseres Einkaufszentrums erneut gestoppt wurde. Ein LKW, der wohl einen der beiden Supermärkte beliefern wollte, rangierte hin und her um die schmale Einfahrt zu treffen... Es dauerte wohl gut 5 Minuten, bis es weiter ging. Nun waren schon gut zehn Minuten vergangen und ich war volle 500 Meter weit gekommen.
Der Stau löste sich langsam auf, natürlich mußte der Autofahrer vor mir noch einige auf dem Parktplatz wartende Autos aus der Ausfahrt vorlassen, egal, es ging weiter. Solche Kleinigkeiten ließen mich nun kalt. Ich hörte in Gedanken meinen Freund schon lästern, das ich es nicht mal auf diesen 9 Kilometern schaffe pünktlich zu sein...
Die nächste Ampel zeigt natürlich rot und während ich mit einigen anderen vor mir auf Grün wartete, fuhr aus einer Seitenstraße ein Bagger auf die Hauptstraße und tuckerte los, in die gleiche Richtung. Und so schlängelte sich die Autoschlange mit Tempo 20 durch den Ort. Ich fluchte "und wenn dieser Bagger nun auch noch an der Abzweigung rechts fährt...." Klar, fuhr er. Er nahm bis auf die letzten 500 Meter den gleichen Weg wie ich. Als ich zum Essen kam, war ich über 20 Minuten zu spät. Gute Güte, was war alles geschehen um mich aufzuhalten.
Als ich beim Essen eintraf, war mein Freund noch nicht da. Ich rief ihn an um zu erfahren, wo er bleibt. \"Ich bin aufgehalten worden, war noch am Telefon und fahre jetzt erst los\". Und ich stand da wie ein begossener Pudel. Was hatte ich für eine Energie aufgewendet, um pünktlich zu sein und jeden Hinweis, das es nicht geht und auch nicht notwendig ist, übersehen. Nun war ich zu früh....
Und die Moral von der Geschicht ist eine ganz einfache und doch manchmal schwierig. Zu hören, zu merken, wenn etwas nicht leicht ist. Wenn wir umdenken sollten, wir Hinweise bekommen, das es so nicht richtig ist. Einfach auf die innere Stimme hören bzw. wenn die Hinweise so deutlich sind, auf die Hinweise achten und sie BE-achten!
Euer Elias